EIN FEHLSCHLAG
VON EPISCHEN AUSMASSEN
Analyse von Ze’ev Schiff, Ha’aretz, 12.9.2001
Das Versagen der Nachrichtendienste, das wie eine
Atombombe einschlug.
Der gründlich geplante massive Terroranschlag gegen die
Vereinigten Staaten ist strategisch gesehen wie eine überraschende
Atombombe, die auf die stärkste Nation der Welt fiel.
Das Versagen der amerikanischen Nachrichtendienste wird
sicherlich den starken Schock noch vertiefen, der das amerikanische Volk
treffen wird nachdem andere Aspekte der Katastrophe veröffentlicht
werden und die Gesamtzahl der Opfer bekannt ist.
Ein so schweres Ereignis muß den Nahen Osten sowie die
militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und den Palästinensern
beinflussen, ein Konflikt, in dem die Palästinenser mit der Ermunterung
von moslemschen Priestern Dutzende Selbsmordbomber entsenden, und
gestern tanzten manche Palästinenser Freudentänze über die enorme
Tragödie, die die Amerikaner befallen hatte.
Es wird bestimmt Leute in den U.S.A geben, die sagen
werden, sie seien des Nahen Osten müde, aber man kann nur schwer
annehmen, daß der massive Terrorangriff gegen die U.S.A deren
Unterstützung Israels negativ beeinflussen wird. Es ist
wahrscheinlicher, daß die Amerikaner mehr Verständnis für Israels
Schmerz haben werden, wenn Israel mit Selbstmordbomber zu tun haben
wird.
Erst vor ein Paar Tagen sagte Verteidigungssekretär
Donald Rumsfeld, man dürfe von Israel nicht erwarten, daß sie ihre
Bürger nicht vor Terroranschlägen schützt. Die Amerikanern erfuhren vom
israelischen Sicherheitsdienst, daß alleine in der nördlichen Westbank
an die 70 Hamas und Islamische Tschihad Mitglieder bereit sind,
innerhalb von Israel Selbstmordanschläge zu verüben und dabei so viele
Zivilisten wie möglich umzubringen.
Die Palästinenser können nicht sagen, daß sie
Selbstmordangriffe gegen Israel befürworten und daß es ihnen Leid tut,
wenn dieser Terror amerikanischen Bürgern zuhause schadet. Weiterhin
kann man im Hintergrund die Freudensrufe derer hören, die den Angriff
auf die Amerikaner feiern.
Was die israelische Sicherheit angeht, wird es von nun
an Israel leichter fallen, gegen Selbstmordbomber und deren
Ausgangsbasen in Gebieten unter der Kontrolle der Palästinensischen
Autorität vorzugehen. Falls die gegenwärtige Aktion in Jenin noch einige
Zeit fortgesetzt wird, ist es zu bezweifeln, daß wir die
althergebrachten Kritik gegen derartige Aktionen hören werden.
Washington wird jetzt mit dem eigenem Schmerz und mit der Jagd auf die
Terroristen beschäftigt sein, die ihr so schwere Wunden zufügten.
Die israelischen Sicherheitsdienste werden zweifelsohne
um Hilfe bei der Suche nach den Verantwortlichen für die gestrigen
Anschläge gebeten werden, und wenn Israel wieder darum bittet, daß der
Spendenstrom von den U.S.A an Hamas und die islamische Bewegung in
Israel, die den Hamas unterstützt, unterbrochen wird, wird diese Bitte
wohl mit grossem Verständnis aufgenommen werden.
Die Ausmasse dieses Angriffes auf die U.S.A ist mit
nichts zu vergleichen, und wer ihn mit dem japanischen Angriff auf Pearl
Harbor vergleicht, der die U.S.A in der zweiten Weltkrieg einbrachte,
sollte daran erinnert werden, daß die Amerikaner diesmal zuhause waren,
nicht Hunderte Meilen entfernt.
Der Schlag erfolgte direkt ins Herz des Finanzdistrikts
von New York sowie ins Kommandozentrum der Verteidigungskräfte der
Vereinigten Staaten, das Pentagon. Dies kam als totaler Schock, trotz
der Warnungen von geplanten Angriffen, die in Washington eingegangen
waren.
Die Ägypter begannen den diplomatischen Hinweis darauf,
daß der Angriff mit der Einstellung in Washington zum
israelisch-palästinensischen Konflikt zusammenhängt. Aber Hinweise auf
einen Terrorangriff gegen die U.S.A waren schon lange vor Beginn der
jetztigen Intifada erkennbar. Sieht man zurück auf den ersten Versuch,
in 1993, die Twin Towers anzugreifen – Araber waren beim
Autobombenanschlag aktiv, und ein ägyptischer Scheich lieferte die
ideologischen Grundsätze.
Dann kam der Angriff auf zwei amerikanische Botschaften
in Afrika, gefolgt von einer Explosion in Saudi Arabien, bei der 19
Amerikaner umkamen. Dann wurde die USS Cole angegriffen – noch ein
Anschlag in einem arabischen Land, diesmal Jemen, und wahrscheinlich von
Osama Bin Ladens Leute ausgeführt.
Die israelischen Nachrichtendienste teilten den
Amerikanern vor kurzem mit, daß sie Information darüber besitzen, daß
Bin Laden versucht, sich selbst nach Jordanien einzuschmuggeln und von
dort aus in die Gebiete, um den Palästinensern zu helfen. Vom
Nachrichten- und Operationsaspekt aus gesehen, war dies genug, um daraus
zu schliessen, daß die U.S.A ein bedeutendes Ziel für
Terrororganisationen sind.
Die Verfolgung der Verantwortlichen für den gestrigen
abscheulichen Terroranschlag muß nicht von Anfang an begonnen werden.
Den Amerikanern stehen unzählige Berichte zur Verfügung, die ihnen bei
Luftangriffen gegen eine verdächtigte Bin Laden Basis in Afghanistan und
einem Ziel in Sudan helfen können.
Wenn Washington die Verantwortlichen für den massiven
Terrorangriff ausfindig machen wollen, werden sie feststellen, daß die
einzigen Aufrufe zu Terror durch Selbstmordangriffe in den letzten
Monaten von islamischen Priestern in verschiedenen arabischen Staaten
stammen. Andere religiöse Führer, zum Beispiel in Saudi Arabien, wehrten
sich gegen solche Taten, aber ihre Stimme ging unter denen, die zu
diesen Taten aufriefen, verloren.
Gerade gestern deckte der Sicherheitsdienst des Schin
Bet eine weitere Gruppe junger Araber in Israel auf, diesmal aus Um
al-Fachm, die den Aufruf an Volontäre beantworteten, Selbstmordangriffe
gegen Juden auszuführen.
Genau wie die Palästinenser vor Freude tanzten als
während des Golfkrieges irakische Raketen auf Israel fielen, so tanzten
sie gestern als das Ausmaß der Katastrophe ständig zunahm. Den Publik
Relation Experten der Palästinenser wird es schwer fallen, dies
wegzuerklären.
Eine gerade Linie führt von der Hassorgie gegenüber
Israel, den Juden und den U.S.A., die während der Durban Konferenz
letzte Woche erwiesen wurde, zum Terrorangriff grossen Ausmasses gegen
Zivilisten in den U.S.A gestern. Diese Orgie hatte ihren Ursprung in
verschiedenen moslemschen Staaten. Der Beweis dafür kann leicht in den
üblen Verleumdungen gegenüber Israel und den U.S.A in der ägyptischen
Presse und in der halb-offiziellen Presse gefunden werden.
haGalil onLine
21-09-2001 |