Zur Wahrscheinlichkeit
irakisch und/oder iranischer Angriffe:
Was kommt als nächstes?
haaretz.co.il - Amir Oren
Der israelische Sicherheitsapparat nimmt an, dass der
erste amerikanische Schlag als Reaktion auf die Terrorakte letzte Woche
innerhalb weniger Tage stattfinden wird. Weiter wird angenommen, dass
unter den Zielen des zweiten Schlags, nach dem Angriff auf Ziele und
Personen, die mit der Organisation Bin-Ladens in Afghanistan in
Zusammenhang stehen, auch Regierungsinstitutionen Saddam Husseins sein
könnten.
In diesem Fall könnte der Irak Boden-Boden Raketen auf
Israel abschießen. Sicherheitsstellen im Westen schätzen, dass der Irak
über vier Abschußrampen und weniger als 20 Raketen verfügt, die Israel
erreichen können.
Als weniger wahrscheinlich wertet man in Israel die
Möglichkeit, dass ein früher amerikanischer Schlag, zu Beginn des
Krieges, der lange Monate andauern wird, auch gegen iranische Ziele
gerichtet sein wird. Diese Möglichkeit ist dennoch in Betracht zu
ziehen, ebenso wie zwei weitere Alternativen, die den Iran veranlassen
könnten, der Hisb-Allah Anweisung zu erteilen, Boden-Boden Raketen auf
Israel abzuschießen.
Eine dieser Alternativen wäre die amerikanische
Entscheidung, die iranische Souveränität zu ignorieren und Irans
Luftraum auf dem Weg nach Afghanistan zu benützen. Andere Linien müssten
von Pakistan oder Russland und fast einem Dutzend anderer Staaten im
Zentrum Asiens genehmigt werden.
Die zweite Alternative wäre ein iranischer Versuch, dem
amerikanischen Konflikt mit den islamischen Ländern eine israelische
Dimension zu verleihen. Dies würde es den arabischen Staaten erschweren,
sich der pro-amerikanischen Koalition anzuschließen.
Bei ZaHaL (IDF) geht man davon aus, dass eine iranische
Anweisung an die Hisb-Alah auf syrische Ablehnung stoßen würde. Syrien
ist derzeit nicht daran interessiert, als Staat definiert zu werden, der
Terror unterstützt. Weiter wird angenommen, dass der Hisb-Alah Führer
Nasrallah ebenfalls der Meinung sei, seine Organisation täte derzeit
besser daran, von Aktionen abzusehen. Trotz dieser Annahme begann ZaHaL
am Wochenende, operative Pläne zur Verteidigung und zu Gegenangriffen
aufzufrischen. Die Pläne konzentrieren sich auf Aktionen der Luftwaffe,
der Truppen des Nordabschnitts und anderer Truppen. Offiziell sagten
Sprecher des Sicherheitsapparats nur, man verfolge die Entwicklungen
aufmerksam.
Israel nimmt an, dass man vor dem Beginn der
amerikanischen Aktion gewarnt werden wird, damit vorbereitende Maßnahmen
ergriffen werden können. Diese Warnung wird bei einem Gespräch zwischen
dem amerikanischen Verteidigungsminister Ramsfeld und
Verteidigungsminister Ben-Elieser erteilt werden, und gleichzeitig auch
über militärische und geheimdienstliche Kanäle erfolgen.
Der Sicherheitsapparat nimmt an, dass sich die
amerikanische Regierung derzeit auf die Planung des Angriffs gegen den
"weit entfernten" Terror konzentriert - Afghanistan und Irak- und dafür
bereit ist, um breite arabische Unterstützung zu gewinnen, den "nahen"
palästinensischen Terror zu ignorieren.
Die Armeeführung übt in den letzten Tagen scharfe Kritik
daran, dass es die Sharon-Regierung vermeidet, Arafat ein weitreichendes
Ultimatum bezüglich der endgültigen Einstellung von Gewalt und Terror zu
stellen. Kritisiert wird auch die Absicht Peres, sich mit Arafat zu
treffen, noch bevor dieser konkrete Resultate bezüglich der Einstellung
der Anschläge vorgelegt hat.
Der Generalstab geht davon aus, dass Arafat nun endlich
einem koordinierten israelisch-amerikanischen Druck nachgeben würde,
wenn er dafür auf die Seite der "Guten" gestellt wird. Stattdessen werde
er mit israelischer und amerikanischer Schwäche konfrontiert. Er glaube
deshalb, er könne erhalten, was er wolle, ohne jeden Preis dafür zu
bezahlen.
Der israelische Geheimdienst ist der Meinung, dass die
Hammas und der Jihad auch in naher Zukunft versuchen werden, Anschläge
in Israel zu verüben.
Der Sicherheitsapparat ist überzeugt, dass im Verlauf
des amerikanischen Kampfes gegen den Terror auch Syrien nicht umhin
kommen wird Kommandanturen und Truppen terroristischer Organisationen
wie Hammas und Hisb-Alah aus seinem Gebiet zu entfernen.
haGalil onLine
21-09-2001 |