Interview zum Trennzaun:
"Es gibt keine bessere Lösung als die Enklaven"
Kein einziger Meter des Trennzauns wird errichtet,
ohne zuvor einer gründlichen Prüfung des Generaldirektors des
Verteidigungsministeriums, General d.R. Amos Jaron, unterzogen worden zu
sein. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Generalstabschef, General Gabi
Ashkenasi, sind sie der Antrieb dieses riesigen Projekts, eines der
größten in der Geschichte des Staates. In einem Sonderinterview mit
Maariv versucht Jaron, die vielen Fragen zu beantworten, die im
Zusammenhang mit diesem Projekt aufkommen, und zu erklären, warum die
Fertigstellung so dringend ist, trotz der Probleme beider Ausarbeitung
des endgültigen Verlaufs des Zauns und der scharfen internationalen
Kritik.
Die Kosten der Errichtung des Zauns werden sich
voraussichtlich auf fast fünf Milliarden Schekel belaufen. Ist das aus
politischer Sicht eine gute Investition?
"Ein Staat, der etwas auf sich hält, kann sich nicht
damit abfinden, dass Terroristen ungestört von einer Seite auf die
andere gelangen können, und dass Hunderttausende Zivilisten ohne
Genehmigung passieren. Es müssen Recht und Ordnung herrschen…Die
Tatsache, dass dies durch den Zaun erreicht werden wird, ist meiner
Meinung nach der Grund für die palästinensische Ablehnung. Lassen Sie
uns doch mal nachdenken: was geht in ihren Köpfen vor? Der Zaun stört
sie letzten Endes, weil er den Palästinensern die Möglichkeit nimmt,
sich frei zu bewegen. Weiterhin stört der Zaun die palästinensische
Vision von einem bi-nationalen Staat.
Was ist mit unseren Interessen? Was haben wir
davon, dass wir einen langen und kurvenreichen Zaun bauen, der auch die
Ariel Enklave beinhaltet? Warum können wir uns nicht mit einem kürzeren
und einfacheren Zaun begnügen, der uns entlang der Grünen Linie schützt?
Wir haben das Prinzip festgelegt, dass der Zaun an
jenen Orten verläuft, die defensive Vorteile liefern, mit möglichst
vielen Israelis und möglichst wenigen Palästinensern auf unserer Seite..
Und dennoch, warum kann der Zaun nicht entsprechend
der Grünen Linie gebaut werden? Man kann doch jede Siedlung mit einem
eigenen Zaun umgeben, anstatt den Zaun mit Enklaven zu komplizieren.
Würde der Zaun entlang der Grünen Linie verlaufen,
würde er nicht das Prinzip erfüllen, möglichst vielen Israelis Schutz zu
gewähren. Der Zaun, wie er beschlossen wurde, soll keine politische
Grenze zum Ausdruck bringen, sondern ein Gefühl der Sicherheit
vermitteln. Wenn wir einen Zaun bauen, der nur Ariel umgibt, dann können
in die Gebiete um Ariel Terrorbanden eindringen und auf Bürger schießen,
die z. B. von Ariel nach Kdumim fahren. Was machen wir dann? Diese
Enklave hat einen klaren Vorteil, nämlich dass es dort keinen einzigen
Palästinenser gibt.
Und was ist mit den landwirtschaftlichen Gebieten
der Palästinenser, die durch den Zaun getrennt werden und dann zum Teil
in israelischem Gebiet liegen? Dadurch wird doch wieder der Hass
geschürt.
Wir werden eine Regelung finden, die es ihnen
ermöglicht, ihren Boden zu bearbeiten. Wenn Entschädigungszahlungen
nötig werden, dann werden wir zahlen. Sie werden nicht geschädigt
werden. Natürlich ist es nicht angenehm, aber man sollte nicht
vergessen, dass wir diese sicherheitspolitische Lage nicht geschaffen
haben.
Es scheint, als hätten Sie bei Ihrem letzten Besuch
in den USA große Schwierigkeiten gehabt, Condoleezza Rice zu überreden,
den Verlauf des Zauns zu bestätigen.
Wir sprachen mit den Amerikanern und erklärten ihnen
genau das, was ich jetzt Ihnen erkläre. Was die Ariel Enklave betrifft
vereinbarten wir, dass wir sie stufenweise bauen werden.
Was heißt das konkret?
Das heißt, dass wir den Zaun in der ersten Phase nur
im Raum der Siedlungen bauen werden, und die zweite Phase erst nach
erneuten Gesprächen beginnen werden. Wenn wir die Phase erreichen, in
der die einzelnen Teile um die Siedlungen miteinander verbunden werden,
werden wir uns noch einmal mit den Amerikanern beraten.
Und in der Zwischenzeit wird gerade dort eine Lücke
im Zaun sein, wo sich die stärkste Bevölkerungskonzentration Israels
befindet?
Bis wir die Phase der Verbindung erreichen, werden
noch einige Monate vergehen. Bis dahin werden wir entsprechend der Lage
entscheiden.
Heißt das, dass der Staat den Schutz von 40.000
Israelis in Samaria dem Schutz von Millionen Bürgern im Zentrum
vorzieht?
Niemand soll benachteiligt werden. Allen Bürgern muss
Schutz gewährt werden, und der Schutz der Bürger im Zentrum soll nicht
auf Kosten des Schutzes der Bürger der Enklaven geschehen und umgekehrt.
Die Verlängerung des Zauns wegen der Enklaven
erhöht die Kosten des Projekts um eine Milliarde Schekel. Lohnt sich
das?
Meiner Meinung nach durchaus…
Und das alles geschieht aus Sicherheitsgründen,
ohne politische Hintergedanken?
Ich habe keinerlei Hintergedanken. Fragen Sie doch die
Politiker. Ich habe nur eine professionelle Erklärung für den Verlauf
des Zauns, und die lautet, dass es in den Enklaven 40.000 Israelis und
keinen einzigen Palästinenser gibt. Deshalb ist es richtig, ihn so zu
bauen.
Wie lange wird es dauern, bis der Zaun fertig
gestellt ist?
Ungefähr eineinhalb bis zwei Jahre.
hagalil.com
27-10-03 |