Donnerstag, 19. Juli 2001
Entsandt in alle Ewigkeit:
"Wer sagt, er habe keine Angst, der lügt"
Unterwegs mit israelischen Soldaten in den Palästinenser- Gebieten
Sie schützen die Siedler im
Gaza-Streifen und im Westjordan-Land – und haben manchmal sogar
Mitgefühl für diejenigen, die Steine auf sie werfen
Von Thorsten
Schmitz
Beit El, Rafiach – Die
Menschen im Bus haben sich alle einen Fensterplatz ausgesucht, obwohl
man nichts sieht. Die Scheiben sind mit Wüstenstaub gepudert und durch
milchiges Panzerglas verstärkt. Als der Bus Jerusalem verlässt,
verstummen die Passagiere. Keiner redet mehr. Nicht die sechs Soldaten,
die sich an der Haltestelle eben noch Witze erzählt haben. Nicht die
Mädchen aus den jüdischen Siedlungen mit ihren blassen Gesichtern und
den langen Röcken, nicht die orthodoxen Männer mit den gestrickten
Kippas.
Die Menschen im Bus schlafen im Namen der Bibel im
Westjordanland, in Jerusalem arbeiten sie und kaufen sie e in. Wo sie
wohnen, leben sie im Einklang mit ihren zionistischen Ansichten und in
Disharmonie zu den palästinensischen Nachbarn in Gaza und
Westjordanland. Damit 200000 Siedler unter 3,6 Millionen Palästinensern
leben können, werden sie rund um die Uhr geschützt von zehntausenden
Soldaten. Bis in alle Ewigkeit, wenn es nach den Siedlern und dem
jetzigen Premierminister ginge. Ariel Scharon will keine einzige
Siedlung aufgeben – für Israels Soldaten wäre es eine ewige Mission.
Das Panzerglas gibt den Passagieren im Bus ein Gefühl
von Geborgenheit, nur ein Fremder fühlt sich wie in einen Käfig
gesperrt. Die Menschen schmökern in der Torah, murmeln Gebete, senden
SMS-Meldungen mit ihren Handys. Manchmal nicken die Soldaten ein und
fahren verschreckt hoch, wenn der Bus stoppt. Die alttestamentarische
Landschaft, die an den Siedlern vorbeizieht und die sie so sehr lieben,
ist ihnen feindlich gesinnt. Hinter jedem Strauch, hinter jedem Stein,
auf jedem Hügel kann ein palästinensischer Schütze sitzen. Für einen
Juden, der hier zu Fuß wandert, ist der Tod sicher.
Der einzige, der einen Ton von sich gibt, ist der
Busfahrer. Er singt. Der Bus ist gepanzert und vergittert, damit er
nicht angegriffen wird von denen, die nicht mit ihm fahren, aber das
Land besitzen, auf dem er fährt. Der Fahrer sagt „Gott sei mir Dir“,
wenn jemand den Bus verlässt an gottverlassenen Haltestellen. Den sechs
Soldaten, die ihre Maschinengewehre greifen und ihre Helme und
schusssicheren Westen überstreifen, ruft er ein „Mazal tov!“ hinterher:
Viel Glück. Sie steigen in Beit El aus, einem der größten Basislager der
israelischen Armee im Westjordanland.
Beit El grenzt an den Nordrand von Ramallah, der
autonomen Palästinenserstadt, und bedeutet „Haus Gottes“. 600
Infanterie- und Panzersoldaten mit 20 Panzern sind in Beit El
stationiert und verteidigen in Gottes Namen die Siedler, die sich im
Westjordanland rund um Ramallah seit dem Ende des Sechs-Tage-Kriegs von
1967 niedergelassen haben. Das Gelände ist ein Hochsicherheitstrakt, auf
dem die Soldaten schlafen, duschen, essen und das Schießen üben. Von
hier aus absolvieren sie kilometerlange Märsche mit schwerem Gepäck.
Durst nach action
Sie sind hier, weil die Siedler meinen, die Bibel
verlange von ihnen das Siedeln auf biblischem Boden. Die Soldaten lernen
deshalb etwas über die ersten Juden vor 2000 Jahren in Judäa und Samaria
– und über die Strategie der Palästinenser und die Gründe dafür, weshalb
Israel un-längst eine Feuerpause angeordnet hat. Einer ihrer Lehrer ist
Eres Wiener, ein Brigadegeneral. Er spricht von Krieg, wenn er die
Intifada meint. In seinem Büro hängen acht Fotos von seinem Sohn Alon,
keines von seiner Frau und eines von einem Palästinenser, der mit
verbundenen Augen abgeführt wird. Er soll an einem Anschlag auf Israelis
beteiligt gewesen sein. Mit verbundenen Augen könne man nicht wegrennen,
sagt Wiener.
Eres Wiener schwärmt von seinen Soldaten (“Die sind alle
stolz, dass sie Zivilisten beschützen“) und davon, dass diese in einem
Alter seien, „in dem man sie formen kann“. Sie seien voller Tatkraft und
Erlebnishunger, und sie dürsteten nach action, sagt er. Wiener ist 32,
trägt eine gestrickte Kippa und wohnt in einer religiösen Siedlung in
Westjordanland. Er ist also selbst einer derjenigen, die seine Truppe
vor den Palästinensern schützt. Über die Frage, ob es nicht einen
ungefährlicheren Ort gebe für ihn und seine Familie und all die
Soldaten, die ihr Leben für die Siedler riskieren, lacht er. Und macht,
was alle Siedler machen: er blendet aus. Siedler sind so beschäftigt, zu
sein, was sie sind, dass sie sich kaum vorstellen können, ein Jude könne
kein Siedler sein. Wiener sagt, in Tel Aviv habe er mehr Angst als in
Judäa und Samaria (also dem Westjordanland). Etwa davor, sich zu
verfahren. Seine Aufgabe sei es, den Siedlern „das Gefühl zu geben, sie
seien so sicher wie in Tel Aviv“.
Wiener ist der Boss einer 140 Mann starken Kompanie von
Elitesoldaten, die stundenlang in praller Sonne hinter Sandsäcken hocken
und auf Palästinenser schießen, wenn die schießen. Die die Siedlungen
schützen, in denen die Kinder den ganzen Tag drinnen bleiben, weil die
Spielplätze zu gefährlich geworden sind. Die tagsüber und nachts an
Checkpoints stehen und die Papiere von Palästinensern prüfen, fast immer
nein sagen und das Passieren verbieten.
Die Checkpoints sind die einzigen Orte, an denen
israelische Soldaten Palästinenser live und nicht nur durch die
vergitterten Windschutzscheiben ihrer Jeeps wahrnehmen. Als wir am Abend
durchs Westjordanland fahren, Checkpoints passieren und die schwer
bewachte Siedlung Psagot besuchen, wo Wieners Jungs hinter Betonquadern
und Sandsäcken palästinensische Dörfer mit dem Fernglas kontrollieren,
immer den Finger am Abzug ihrer in den USA hergestellten
Maschinengewehre, da hält Wiener einen Moment inne. Schaut seinen
Soldaten zu, wie sie ihre Waffen putzen, und seufzt: „Was für eine
verrückte Situation.“
Eres Wiener pickt mit einer Plastikgabel Melonenstücke
und nuckelt an ihnen. Seine Assistentin stellt ihm einen Telefonanruf
durch. Wieners Stellvertreter berichtet von Spannungen an der
Ajosch-Kreuzung, die Assistentin spielt an einem Computer Patience. Und
verliert. Sie heißt Ronit, hat blaue Augen und ein Gewinner-Lächeln. Sie
kommt aus der Discostadt Tel Aviv und fühlt sich im Westjordanland „wie
auf dem Mond“. Aber „schön“ sei es hier, sagt sie. „Ich habe mich mit
Absicht hierher versetzen lassen. Wegen der Action.“
Einmal hat man sie mitgenommen zu einem Gefecht. Dabei
ist sie im Jeep geblieben und war für den Funkverkehr verantwortlich.
Ronit begreift die Palästinenser nicht: „Sie können 20 Tote beklagen und
einen unserer Soldaten getötet haben, und das ist immer noch ein Sieg
für sie. Sie respektieren den Wert eines Menschenlebens nicht.“
Es ist Freitagmittag, ein Tag der Rituale. Freitags
beten die palästinensischen Männer von Ramallah, und anschließend
strömen sie von der Moschee zur Ajosch-Kreuzung, einer Kreuzung. Sie
sieht aus wie Kreuzberg am 1. Mai. An ihr prallen Welten aufeinander:
die autonome Zone A der Palästinenser und die Zone C, die von Israel
kontrolliert wird. Das einstige Luxushotel City Inn steht hier, verwaist
und beschossen, eine Tankstelle verfällt, und die israelischen Soldaten
haben schwere Betonquader auf die Straße gestellt, damit kein
Palästinenser in Zone C eindringt.
Die Stimme des Muezzins ist zu hören, die Soldaten in
Beit El machen sich einsatzbereit. Gilad Zigdon unter ihnen, ein
mürrisch dreinblickender Junge aus Haifa, ebenso sein Freund Tal Amari.
Sie fahren in einem gepanzerten Jeep zur Ajosch-Kreuzung, um den
Kollegen, die schon den ganzen Tag dort Position bezogen haben, Beistand
zu leisten. Der Jeep hat ein Metallgitter vor der Windschutzscheibe, die
Fenster sind aus Panzerglas, im Wagen ist es heiß. Im Radio läuft House,
das Handy von Gilad klingelt, und es ist seine Mutter. Sie ruft dreimal
am Tag an, „mindestens“, sagt der 19jährige Gilad. Und wenn etwas
passiert ist, ruft sie alle halbe Stunde an.
Gilad gibt zu, dass er Angst hat: „Wer sagt, er habe
keine, der lügt.“ Die Palästinenser seien inzwischen „richtig gut“ im
Zielen geworden, einen seiner Freunde hat es letztens erwischt.
Scharfschützen, die sich hinter den Klimaanlangen auf dem Dach eines der
Häuser an der Ajosch-Kreuzung verschanzten, hatten Gilads Freund ins
Bein getroffen. Gilad träumt von Goa und schluckt auf Trance-Parties in
der Wüste Ecstasy. Jetzt sitzt er in einem Jeep mit laufendem Motor und
schaut durch Ferngläser den Palästinensern zu, die sich auf der anderen
Seite darum bemühen, ihn und Tal zu provozieren. Tal blättert in einer
Zeitung, Steine regnen auf das Dach des Jeeps. Gilad sagt: „Manchmal
fühle ich Mitleid mit den Kindern. Die kennen nichts anderes außer, dass
wir ihre Feinde sind.“
Durch das Fernglas sind Zwölfjährige zu sehen, die ihre
Köpfe mit palästinensischem Flaggenstoff vermummt haben; die mit
Schleudern Steine schmeißen oder versuchen, Molotowcocktails zu werfen.
Manche sind wagemutig und trauen sich nah an die Jeeps heran. Die
Soldaten bleiben drinnen und werfen Tränengaspatronen. Nur der
Eisverkäufer bleibt seelenruhig neben seiner Kühlbox stehen. Er schaut
durch sein Fernglas Gilad zu. Als ein französisches Kamerateam kommt,
sind plötzlich noch mehr Steinewerfer da. Ins Objektiv halten sie ihre
Finger zum Sieg-Zeichen gespreizt, eine Mutter zerrt ihren Sohn am Ohr
aus der Menge. Er ist höchstens zehn Jahre alt. Gilad kramt eine Kugel
aus seinem Portemonnaie, die letzte Woche im Sitz zwischen seinen Beinen
hängen geblieben ist. Seiner Mutter hat er nichts davon erzählt.
Die Sonne verschwindet, und immer mehr Palästinenser
versammeln sich. Der Boden ist übersät mit Steinen, ausgebrannte
Autowracks und brennende Reifen komplettieren das Bild, das am Abend um
die Welt geht. Eine Stunde später wird Gilad Gummipatronen auf die
Kinder mit den Steinen abfeuern. Ein Jugendlicher sinkt zu Boden, hält
sich am Bein fest. Kurz darauf erfahren die Soldaten, dass ein Siedler
ein paar hundert Meter weiter durch einen Kopfschuss getötet wird.
Beim Abendbrot in der Kantine erzählt Gilad von all den
Plänen, die er hat, wenn er mit der Armee fertig ist. Er sagt, wir
sollten uns dann noch mal treffen: „Ich werde ein anderer sein.“ Gilad
war nach eigenen Worten „glücklich“ über die Wahl des
Ministerpräsidenten Barak. Er habe gedacht: „Endlich kriegen wir
Frieden.“ Die Vorgesetzten in der Armee warnten allerdings vor zu viel
Optimismus und vor einem Ausbruch der Gewalt. Sie sagten, Arafat habe
gelernt, dass einer Staatsgründung ein Krieg vorausgehen müsse; dies
stärke den Führer und auch sein Volk. Krieg gebe ihnen „esprit de
corps“. Geglaubt hat Gilad das nach eigener Darstellung nicht. Er findet
die Siedlungen „überflüssig“, aber als Soldat fühlt er sich
verpflichtet, deren Bewohner zu schützen. Er stochert im Erbsenreis,
knabbert an einem Hühnerbein und sagt, er wolle in die
High-Tech-Industrie, „irgendwas mit Computern machen“.
Gilad ist sehr ernst. Er vermisst die Freundin, hat sie
seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Der 19-Jährige weiß, dass auch
seine Kinder einmal in die Armee gehen werden: „Echten Frieden wird es
nie geben.“ Manchmal träumt er schlecht, es ist immer derselbe Traum.
Bilder von den zwei verstümmelten israelischen Reservesoldaten, die auf
ihrem Weg nach Beit El im letzten Oktober aus Versehen nach Ramallah
gefahren sind – und dort von einem Mob gelyncht wurden. Gilad musste die
Leichen damals entgegennehmen. Er findet es ungerecht, wie Israel in den
Medien dargestellt wird: „Wenn wir einen Palästinenser festnehmen,
selbst wenn er unsere Soldaten gelyncht hat, dann machen wir ihm einen
Gerichtsprozess. Wir töten nicht einfach so aus Rache.“
Sein Freund Tal kommt und setzt sich mit einem Berg Reis
neben Gilad. Noch nicht einmal zum Essen legt er das Maschinengewehr ab.
Die zwei werden morgen den ganzen Tag am Eingang zu Beit El das Tor auf-
und zuschieben für die Busse und die Jeeps, und irgendwann am Mittag,
wenn es richtig heiß ist und die Cola lauwarm, wird Tal auf die Frage
nach Frieden laut lachen und den Schweiß unterm Helm wegwischen und
sagen: „Frieden? Von was sprichst du?“
Milch per Helikopter
Auch im Gazastreifen können Tals und Gilads
Soldatenkollegen über das Wort Frieden nur lachen. Es ist
lebensgefährlich hier. Jeden Tag schießen Palästinenser auf Soldaten und
Siedler, jeden Tag schießen die Soldaten zurück. Gaza ist neben dem
Westjordanland der absurdeste Ort, an dem Israels Soldaten Wache
schieben. Im dichtest besiedelten Flecken der Welt leben 6000 jüdische
Siedler in 17 Siedlungen unter 1,2 Millionen Palästinensern. Wobei die
Siedler über die Filetstücke am Meer verfügen und über reichlich Platz:
Sie leben auf 115 Quadratkilometer Land, die 1,2 Millionen Palästinenser
auf 250 Quadratkilometern. Wegen der Intifada allerdings haben manche
Siedler inzwischen das Weite gesucht.
In einigen Siedlungen hängt seit Wochen dieselbe Wäsche
im Garten. Der staubige Streifen wird trotzdem geschützt wie eh und je.
Manchmal ist die Lage für die Siedler so brenzlig, dass ihnen die Armee
die Fahrt von den Siedlungen nach Israel verbietet. Windeln und frische
Milch liefern die Soldaten dann mitunter per Helikopter. Ansonsten
sichern sie die vier Zu- und Ausgänge Gazas, für Palästinenser sind
diese Transit-Stellen geschlossen.
Gaza ist ein Gefängnis mit Meerblick. Entlang der
südlichen Grenze zu Ägypten patrouillieren die Soldaten zwischen dem
palästinensischen Grenzort Rafiach mit seinen 14000 Einwohnern und
Ägypten. In Rafiach regieren die radikal-islamische Hamas und die
Hoffnungslosigkeit. So sind die Soldaten ein beliebtes Ziel
palästinensischer Scharfschützen. Gaza, sagt ein Soldat, „ist ein
tödliches Katz-und-Maus-Spiel“. Um die Sicherheit von 6000 Siedlern zu
garantieren, walzt die israelische Armee ganze Häuserzeilen wie in
Rafiach platt, zerstört Olivenhaine und Zitronenbäume.
Der israelische Panzer fährt laut und behäbig entlang
der fünffach durch Zäune gesicherten Grenze, links liegt Ägypten, rechts
Rafiach und geradeaus die Siedlungen von Gusch Katif. Die sechs
israelischen Soldaten im Panzer melden dem Stützpunkt ihre Ankunft,
plötzlich wird geschossen. Granaten fliegen auf den Panzer und
explodieren mit lautem Knall. Keiner der Soldaten wird unruhig. Jonathan
sagt: „Wir sind 60 Tonnen schwer, so schnell bringt uns keine Granate
aus der Ruhe.“ Die Schüsse kommen aus einer Moschee, einem beliebten
Versteck der Palästinenser. Denn sie wissen, dass die israelische Armee
Moscheen nicht beschießt.
Beim Drachensteigen
Oft liegen Bomben entlang der Route, auf der die Panzer
fahren. Gelegt von Palästinensern, die Tunnel nach Ägypten graben und
von dort den Sprengstoff schmuggeln. Die israelische Armee im Süden
Gazas filmt das alles mit Infrarotkameras. Erst gestern hat sie auf
Tunnelaktivisten geschossen, doch die Palästinenser flohen unverletzt
nach Rafiach. Als wir aussteigen wollen, schießen die Palästinenser auf
den Panzer. Jonathan öffnet dennoch die Luke, wirft eine Nebelbombe, und
die Kollegen feuern auf Rafiachs erste Häuserreihe.
Im Außenposten sind zwanzig Soldaten und der Kommandant
für den südlichen Gazastreifen stationiert. Sie schlafen dort auf
Pritschenbetten unter Britney-Spears-Postern und heben Gewichte, wenn
sie Pause vom Mini-Krieg machen. Die zweistöckige Trutzburg besteht aus
Sandsäcken, Betonquadern, Teleskopen und Panzerglas. Jeder, der nicht in
ihr ist, muss automatisch ein Feind sein. Jossi sitzt seit drei Stunden
an einem Teleskop und schaut auf Rafiach. Vorhin hat er auch geschossen.
Palästinenser hatten Granaten auf die Trutzburg abgefeuert.
Jossi sagt, er habe auch schon mal einen Palästinenser
erschossen. „Zuerst habe ich gedacht, das werde ich nicht verkraften.
Aber wir sind hier im Krieg, wir müssen uns schützen.“ Der junge Mann
will mal Arzt werden. Er verspürt keinen Hass auf die Palästinenser.
Wenn er selbst einer wäre, würde er „wahrscheinlich“ auch kämpfen gegen
Israel, sagt er. Von Sieg spricht keiner der Soldaten, auch Jossi nicht.
„Wir bleiben hier und auch die Palästinenser werden nicht verschwinden.“
Auch seine Kinder, wenn er einmal welche hat, würden als Soldaten
Israels Existenz mit Waffen sichern. Jossi ist 18.
Während seine Worte nachklingen, blickt er durch das
Teleskop und zoomt ein Haus heran. Stellt das Bild scharf, schaut
minutenlang bewegungslos, als habe er einen Scharfschützen im Visier. Zu
sehen ist ein palästinensischer Bub, der einem Papierdrachen das Fliegen
beibringt.
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22-07-2001 |