In der arabischen Welt hat man
den Friedensprozess nicht begraben:
Israelische Nahost-Experten
für Siedlungsstop
Die israelische Tageszeitung Jedioth
achronoth lud in der letzten Woche sechs führende Orientologen ein, ihre
Meinung zur Frage, ob die arabische Welt sich infolge der
Al-Aksa-Intifada wieder - wie damals im Jahre 1967 gegen Israel erhebe,
zu äußern.
Die Antworten von Prof. Immanuel Sivan, Carmi Gilo, Prof. Amazia Baram,
Dr. Eyal Sisser, Dr. Hillel Frisch und Dr. Yoram Mittel waren
überraschend: Die meisten arabischen Länder haben Angst vor einem Krieg
und sind an der Aufrechterhaltung der Friedensabkommen interessiert.
Von spontanen Massendemonstrationen gegen
Israel zu sprechen, ist übertrieben, und sogar der iranische
Fundamentalismus ist im Abstieg begriffen. Trotzdem ist die Situation
als äußerst prekär und labil einzuschätzen.
Die israelischen Nahostexperten
befürworteten die Empfehlungen der Mitchell-Kommision und kritisierten
indirekt die Ablehnung des Berichts durch führende Regierungssprecher.
Die Einschätzung, daß die Palästinenser auch weiterhin an ihrer
Forderung nach einem völligen Rückzug aus allen 1967 besetzten Gebieten
der Westbank (Judäa und Schomron) sowie des Gazastreifens ('Asah)
festhalten teilten alle Beteiligten.
Der ehemalige Ministerpräsident, Ehud
Barak, hatte bereits einen Rückzug aus 94% der Gebiete angeboten. Hätte
er sich damals zu einem 100%-Rückzug durchringen können, sähe die
Situation im Lande heute ganz anders aus. Die Verhandlungen waren damals
unter anderem an der palästinensischen Forderung nach Rückgabe des
gesamten Ostteils von Jerusalem gescheitert.
Ein Angebot zum Rückzug aus 45% der
Westbank, wie es Arik Scharon, der jetzige Regierungschef, vorgeschlagen
hat, hat nicht einmal die Chance überhaupt am Verhandlungstisch zu
landen. Der Forderung der Mitchell-Kommission, nach einem sofortigem
Siedlungsstop, im Austausch für ein Ende der Gewalt und dem Beginn neuer
Verhandlungen schlossen sich die israelischen Experten ausdrücklich an.
haGalil onLine 14-05-2001
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