Auszüge aus einem Interview mit Amos Oz
– anläßlich der Veröffentlichung seines neuen Buchs „Eine Erzählung über
Liebe und Dunkelheit“
Quelle:
HA’ARETZ/Literatubeilage vom 1. März 2002
„Ich kann nicht vergessen, was mir mein
Vater erzählte. Als Jugendlicher in Europa waren in die Wände voller
Schmierereien „Jidden nach Palästina“. Als er als Erwachsener nach
Europa zurückkehrte waren die Wände voll mit Graffitis „Juden raus aus
Palästina“. Mein Vater hat die emotionale Bedeutung dieser Botschaft
sehr wohl verstanden: geht von hier und geht von dort, kommt aber nicht
zu uns. Sei nicht hier und nicht da, das heißt, seid einfach überhaupt
nicht“ (= do not exist at all).
[...] „Die kolonialistische Metapher ist
ein Stereotyp, das heutzutage in einigen Kreisen in Mode ist... ich bin
der Sohn von Großväter und Großmüttern, die nicht hierher kamen, weil
sie das Land ihrer Vorfahren vermisst hätten, ein fremdes Land erobern
wollten oder die Araber erniedrigen wollten. Sie kamen vielmehr, weil
sie keinen anderen Platz wohinzugehen hatten und sie der Tod, in seiner
einfachen Bedeutung, überall bedrohte.“
„Anfang und Ende meines Zionismus ist,
dass Niemand erleben muss, was meinen Eltern und deren Eltern und ihren
Eltern widerfahren ist. Meiner Meinung nach hat das jüdische Volk ein
Recht darauf, auf einem Ort der Welt die Mehrheit darzustellen. Dieses
Recht darf nicht in Frage gestellt werden, weder durch islamische
Besatzung noch durch Gerede von einem binationalen Staat, in dem die
Mehrheitsverhältnisse unwichtig wären. Dieses Recht ist durch die
Erniedrigung verankert, überall auf der Welt eine ewige Minderheit zu
sein.“
Quelle:
israel.de
haGalil onLine 13-03-2002
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