'Der Staat Israel bittet mich um Verzeihung':
Israelpreis für Ephraim Kishon
Ephraim Kishon, dessen Satiren den
Staat seit vielen Jahren begleiten und Generationen von Lesern im
Ausland aber auch in Israel zum Lachen bringen, ist nun auch Träger des
Israelpreises. Die Verleihung nutzte der Autor zu einer Abrechnung mit
"der Linken" in Israel.
Den Israelpreis erhalten,
obwohl ich pro-israelisch bin
"Als ich die Mitteilung erhielt, dass
ich mit dem Israelpreis ausgezeichnet werde, hatte ich das Gefühl, dass
mich der Staat Israel um Verzeihung bittet," sagte Kishon.
"Für mich als Holocaustüberlebenden
ist der Israelpreis wie eine Krone auf dem Kopf. Wenn ich den Film
meines Lebens zurückspule, angefangen von meiner Kindheit auf dem Weg zu
den Verbrennungsöfen, über den Aufenthalt in den Wohnbaracken der
Neueinwanderer, als ich noch nichts von der Existenz der hebräischen
Sprache wusste, bis hin zur Anerkennung, die ich in aller Welt erhielt.
Und jetzt als Höhepunkt, die Anerkennung des Staates Israel - ich komme
mir vor, wie in einem Film von Steven Spielberg."
"Das passiert nun nach 20 Jahren, in
welchen mir gegenüber in Israel eine Verschwörung des Schweigens
geherrscht hat, was so weit ging, dass man kaum eines meiner Bücher in
den Geschäften finden konnte. In all diesen Jahren wurde ich mit
angesehenen internationalen Preisen ausgezeichnet, in Israel hat man
mich jedoch ignoriert. In Israel existierte ich nicht."
Tamar Treblesi-Hadad berichtet in
Jedioth, Kishon lasse keine Gelegenheit aus, mit dem, wie er sagt
linken, literarischen Establishment in Israel abzurechnen: "Man hat mich
gewählt, obwohl ich pro-israelisch bin, denn man muss den Preis ja
eigentlich an Liberale verleihen, die sich mit dem Leid des
palästinensischen Volkes, das gegen den israelischen Terror ankämpft,
befassen. Ich habe ein Alter erreicht, in dem ich sage, was mir in den
Sinn kommt. Die Tatsache, dass ich ignoriert und ausgestoßen werde,
hängt mit meinen pro-israelischen Anschauungen zusammen, die nicht links
waren, und manche haben dies als Ausrede für ihren Neid benutzt.
Vielleicht bin ich auch unsympathisch, wirke arrogant und nerve mit
meinem ungarischen Akzent, der in allen Sprachen auftaucht, aber man
vergisst dabei, dass ich beim Schreiben keinen Akzent habe."
Kishon fügt hinzu: "Diese Klugscheißer
in Tel Aviv saßen in Cafés herum und machten die patriotischste Jugend
der Welt zu Leuten, die unsere Existenz in Israel anzweifeln. Sie hassen
nicht die Palästinenser, sondern die Siedler und machten einen Teil der
Bevölkerung Israels zu Kranken. Meine israelischen Kollegen,
Journalisten und Schriftsteller, fahren durch die Welt, beschimpfen den
Staat, sprechen vom Leid des palästinensischen Volkes und erhalten dafür
Preise. Ich möchte Auszeichnungen erhalten, ohne anti-israelisch zu
sein.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin für einen
palästinensischen Staat, denn - was soll man machen - sogar die
Radikalsten sehen ein, dass wir letzten Endes die isolierten Siedlungen
räumen und in den 80% der restlichen Gebiete andere bauen müssen.
Was sich heute in der Welt ereignet, das ist Antisemitismus, und was sich
in Israel zuträgt, ist Eigen-Antisemitismus. Ich verachte die Offiziere,
die sich weigern, an Orten zu dienen, die ihnen nicht in den Kram
passen. Die Angriffe gegen Israel in aller Welt tun mir weh, wie auch
der Selbsthass in Israel. Die Palästinenser haben mich enttäuscht, als
sie nach den irakischen Scud-Angriffen auf den Dächern getanzt haben,
und dann später, als Ehud Barak ihnen 100% auf dem Silbertablett
angeboten hat und sie das abgelehnt haben, und dann habe ich begriffen,
dass sie den Staat Israel vernichten wollen."
Kishon kam zur Verleihung aus der Schweiz,
wo er sich zu Vorlesungen aufgehalten hatte, nach Israel zurück. Er will
mit Familie und Freunden zusammen zu sein. Es klingelt ununterbrochen
das Telefon und die Blumensträuße häufen sich.
Sein Sohn Rafi sagte: "Ich freue mich für
meinen Vater. Ich weiß, dass der Israelpreis für ihn von größerer
Bedeutung ist als internationale Erfolge und Auszeichnungen, dies wegen
seiner starken Bindung und seiner Liebe zu Israel, die ihn von einem
Holocaustüberlebenden zu dem machten, was er heute ist."
Quellen: Jedioth achronoth, M'ariw
haGalil onLine 25-03-2002 |