Destruktive Geister in der arabischen Welt:
Es geschieht in Irak, und auch bei uns
Guy Bachor in Jedioth achronoth
Der Kampf der Amerikaner um die Gründung eines modernen
Irak ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt, und zwar nicht wegen
der Schiiten. Der Grund liegt wesentlich tiefer, und es ist derselbe
Grund, aus dem es auch uns schwer fällt eine Regelung mit den
Palästinensern zu erzielen oder wirklich herzliche Beziehungen zur
arabischen Welt herzustellen.
Es handelt sich hier um einen bösen Geist, der schon seit
50 Jahren aus der politischen Kultur der Araber herüberweht: "Je
selbstzerstörerischer eine arabische Führung handelt, je wahnsinniger
die Ziele die sie verfolgt, umso beliebter wird sie im Volk". Man könnte
es auch anders formulieren: "Eine realistische und
verantwortungsbewusste arabische Führung wird in aller Regel als
verräterisch diffamiert".
Die Amerikaner verstehen nicht, wie es geschehen konnte, dass sie Irak
von einem grausamen Despoten retteten und jetzt, wo sie das Land zu
einer blühenden Demokratie machen wollen, die Iraker ihre Angebote
verachten und sie sogar bekämpfen (wie auch wir vor dreieinhalb Jahren
nicht verstanden, warum die Palästinenser unsere Angebote ablehnten).
Ein ähnliches Beispiel: das Andenken an Präsident Sadat wurde in Ägypten
fast völlig ausgelöscht, obwohl es sich dabei doch um den Mann handelt,
der für einen 25-jährigen Frieden mit Israel verantwortlich ist, wie
auch dafür, dass seither über 50 Milliarden Dollar ins Land geflossen
sind. Nasser hingegen, der die ägyptische Gesellschaft und Wirtschaft
völlig ruiniert hatte, gilt bis heute als Nationalheld. Abu Masen, der
imstande gewesen wäre, eine vernünftige Regelung mit Israel zu erzielen
und damit sein Volk zu retten, wurde schmachvoll entlassen, während
Arafat, der die Palästinenser in den Abgrund stürzte, ein nationales
Symbol ist. Saddam Hussein ist ein Held, und auch Bin Laden hat
Millionen von Anhängern. Die palästinensischen Shahids sind die Helden
der heutigen palästinensischen Gesellschaft.
Sogar in Israel selbst verhält es sich so. Die arabischen
Bürger Israels erfreuen sich eines höheren Lebensstandards als irgendwo
anders in der arabischen Welt, sowie eines Rechts auf freie
Meinungsäußerung wie in keinem anderen arabischen Land (heute auch nicht
einmal mehr in den islamischen Gemeinden in den USA und Europa). Dennoch
üben die meisten ihrer politischen Vertreter schärfste Kritik am Staat
Israel, wollen seine Identität ändern und ihn eigentlich als jüdischen
Staat vernichten. Ähnliches lässt sich auch in Europa feststellen, das
seine Tore für 35 Millionen Moslems geöffnet hat, von welchen viele
jedoch jetzt damit beschäftigt sind, den Kontinent von innen heraus zu
zerstören.
50 Jahre Hass haben natürlich einen Preis, und der ist destruktiv. Eine
Forschungsarbeit der UNO hat zum Beispiel ergeben, dass das
Bruttosozialprodukt der gesamten arabischen Welt mit all ihren 22
Staaten nur 604 Milliarden Dollar beträgt, etwas mehr als das Hollands.
So wurden die arabischen Länder an den Rand der fortschrittlichen Welt
gedrängt, und die Kluft, die sie selbst geschaffen haben, wird immer
tiefer.
Jede Person in der arabischen Welt, die tatsächlich ein besseres Leben,
Fortschritt und Optimismus will, muss sich also dringend Rechenschaft
ablegen. Die Amerikaner müssen verstehen, dass sie, wenn sie in Irak
Erfolg haben wollen, auch in Ägypten, Jordanien, der PA und Nordafrika
erfolgreich sein müssen. Heute, da die arabischen Führer häufig
Washington besuchen, sollten ihre Gastgeber sie daran erinnern, was sie
in ihren Staaten tun können, um den Hass und die bösen Geister zu
dämpfen. Das Schlimme ist, dass sie jedoch keinen Finger rühren.
hagalil.com
20-04-2004 |