Während in Jenin 3000 Palästinenser das
Selbstmordattentat auf den Bus feierten, verurteilte die
palästinensische Autonomiebehörde (PA) den "Anschlag auf israelische
Zivilisten". Ein Sprecher versprach, die Behörden der PA würden
Ermittlungen aufnehmen und die Täter zur Rechenschaft ziehen.
Nur Stunden zuvor hatte der
palästinensische Geheimdienstchef Jibril Radjub alle palästinensischen
Gruppierungen zur strikten Beachtung der Waffenruhe aufgerufen und damit
Hoffnungen auf erste Erfolge der neuen US-Vermittlungsmission geweckt.
Scharon wiederholte seine Forderung nach sieben Tagen "totaler Ruhe" in
den Palästinensergebieten als Bedingung für die Wiederaufnahme von
Friedensgesprächen, er betonte, dies gelte auch für Israel: "Ich meine
absolute Ruhe auf beiden Seiten, eine totale Waffenruhe. Israel wird
sich auf keine Verhandlungen einlassen, bis Ruhe herrscht und Arafat den
Terror bekämpft."
Gleichzeitig bot der isr. Ministerpräsident sich den
Palästinensern als Partner im Bemühen um eine dauerhafte Lösung des
Konflikts an: "Ich glaube, dass die Palästinenser eine außergewöhnliche
Gelegenheit verpassen, denn ich bin einer der wenigen, die eine Einigung
mit den Palästinensern herbeiführen könnten. Eine dauerhafte
Friedensregelung kann jedoch nur mit Hilfe von Übergangsabkommen erzielt
werden". Die Palästinenser lehnen dies ab und bestehen auf einer
raschen, umfassenden Einigung. An seiner Reise in die USA hielt
Ministerpräsident Ariel Scharon trotz der Gewaltwelle fest.
Gestern abend zündete ein palästinensischer
Selbstmordattentäter in einem israelischen Bus, auf der Strecke zwischen Hadera
und Afula (Nord-Israel, Galil)
eine Bombe und ermordete damit mindestens drei Menschen,
neun weitere Businsassen wurden verletzt. Die Terrororganisation Islamischer
Dschihad übernahm die Verantwortung. Der Attentäter kam aus der Stadt Jenin, aus
der sich die isr. Armee erst vor wenigen Tagen vollständig zurückgezogen hatte.
Der Busfahrer beschrieb den Attentäter als "elegant gekleideten Mann, der nicht
den geringsten Verdacht erregt" und korrekt einen Fahrpreis von umgerechnet 100
Mark entrichtet habe. Zwei Männer hätten ihm beim Einsteigen noch auf die
Schulter geklopft, berichtete der Fahrer. Israelische Sicherheitskräfte haben in
Hebron ein führendes Mitglied des "Islamischen Jihad" festgenommen.
Palästinenser feuerten in der Nähe der Palästinenserstadt Tulkarem
(nördl. Westjordan) auf ein israelisches Fahrzeug und töteten dabei einen
20-jährigen israelischen Soldaten, ein weiterer wurde verletzt.