Wer wirft die Straßenkarte als erster weg?
Die Ausweisung Arafats wird erneut diskutiert
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hat die
Terroranschläge in Afula und Jerusalem verurteilt, machte aber
Israel dafür verantwortlich. Von Israel fordert die palästinensische
Regierung die Annahme der "Road Map", sowie die Bereitschaft
internationale Beobachter in der Region zuzulassen, so die PNA
(Palestinian News Agency).
Arafat bestritt israelische Vorwürfe, nach denen er
für die letzten Terroranschläge verantwortlich zu machen sei um
durch eine Terrorwelle den Nahost-Friedensplan der "Roadmap" und die
Politik des neuen palästinensischen Ministerpräsidenten Machmud
Abbas zu sabotieren. "Warum sollte ich Abbas unterminieren, er ist
mein Ministerpräsident und ich bin der Präsident", so Arafat, "wir
sind ein Team".
Die "New York Times" berichtete von Plänen des US-Präsidenten in den
kommenden Wochen in den Nahen Osten zu reisen, um den
internationalen Friedensplan zu retten. Ein Besuch in Israel und den
Palästinensergebieten gelte jedoch als unwahrscheinlich. Das Weiße
Haus hatte Mahmud Abbas nach dessen Ernennung nach Washington
eingeladen. Bislang hatte Abbas dies jedoch abgelehnt, solange
Israel die Blockade des Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat nicht
aufhebe.
Ministerpräsident Mahmud Abbas versicherte Sharon persönlich, seine
Führung bemühe sich um eine zügige Erneuerung der palästinensischen
Sicherheitsbehörden. Den Terroranschlag in Hebron am Samstag, bei
dem zwei Israelis ums Leben kamen, verurteilte allein Nabil Amr,
politischer Gegner Arafats und Unterstützer von Abbas'
Regierungsversprechen, gegen den Terror vorzugehen. Amr warnte
jedoch davor, Arafat erneut ins Exil zu schicken.
Bei einem Besuch in Kairo sagte Nabil Sha'ath am Sonntag, die
Kairoer Gespräche zwischen den verschiedenen palästinensischen
Fraktionen über einen Waffenstillstand würden in Kürze wieder
aufgenommen werden. Ägypten verurteilte die Anschläge in
Saudi-Arabien und Marokko, erwähnte aber nicht die Anschläge der
Hamas in Israel. Nach Angaben palästinensischer Medienberichte in
London soll Syrien die Palästinensische Autonomiebehörde dazu
aufgerufen haben, ihre gewaltsamen Aktionen einzustellen. Nach
Angaben eines Sprechers der radikal-islamistischen Hamas-Bewegung
ist die Terrororganisation grundsätzlich zu einer Beendigung der
Selbstmordanschläge bereit, Israel müsse jedoch die gezielten
Liquidierungen einstellen und Häftlinge freilassen. Israel lehnte
einen "Waffenstillstand mit der Hamas" in der letzten Woche ab.
Nach dem blutigen Wochenende wird im israelischen Kabinett wieder
einmal die Möglichkeit diskutiert, Arafat auszuweisen. Auch der
frühere israelische Ministerpräsident Ehud Barak forderte die
vollständige Entmachtung Arafats. In einem Interview des staatlichen
israelischen Fernsehens sagte der Ex- General am Dienstagabend, der
Nahost-Fahrplan (Roadmap) könne nur dann umgesetzt werden, wenn
Arafat keinen Einfluss darauf nehmen könne. Bisher wurde jedoch von
dieser Maßnahme abgesehen, da sie nach Auffassung von
Sicherheitsexperten zu einem Anstieg des Terrors führen würde.
Insbesondere moderate Kräfte unter den Palästinensern könnten sich
durch Arafats Abschiebung veranlasst sehen, sich dem bewaffneten
Kampf der Terrormilizen anzuschließen, denen eine solche israelische
Maßnahme einen willkommenen Vorwand für noch mehr Terror liefern
würde.
Der Büroleiter des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon
ist heute (Mittwoch) zu Gesprächen über den Nahost-Friedensprozess
in Washington eingetroffen. Ziel der Reise von Dov Weisglass war es,
amerikanischen Regierungsvertretern, darunter Sicherheitsberaterin
Condoleezza Rice, die Einwände Scharons gegen den Friedensplan des
Nahost-Quartetts deutlich zu machen.
hagalil.com
21-05-2003 |