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Uri Avnery / 08.02.02


22.2.2002

Hungrig wär´ ich gerne satt
IRAN IM FADENKREUZ

Die "Achse des Bösen" und die Achsen des Öls durch Mittelasien

Vor einigen Wochen geschah etwas Merkwürdiges: Israel entdeckte, dass der Iran der große Satan ist. Es gab keine sensationellen Neuigkeiten, keine neue Entdeckung. Als hätte es dazu den Befehl gegeben, wechselte plötzlich das gesamte offizielle Israel die Richtung. Sämtliche Politiker, alle Generäle, die offiziellen Medien, wie üblich unterstützt von käuflichen Professoren - alle entdeckten über Nacht, dass der Iran die unmittelbare, reale und schreckliche Gefahr sei.

Es war wohl ein merkwürdiger Zufall, dass genau zur gleichen Zeit ein Schiff gekapert wurde, das - wie es hieß - iranische Waffen für Arafat geladen hatte. In Washington bearbeitete unterdessen Shimon Peres - Mann für alle Jahreszeiten und Diener vieler Herren - jeden Diplomaten, der ihm in die Quere lief, und erzählte Geschichten über Tausende iranischer Raketen, die an die Hizbollah geliefert worden seien. Genau jene Gruppierung also, die Präsident Bush zum gleichen Zeitpunkt als "Terroristische Organisation" brandmarkte, bekam Waffen von eben jenem Staat, den George Bush zur "Achse des Bösen" rechnete.

 Das klingt verrückt, ist es aber nicht. Diese Idiotie hat Methode und kann eigentlich ganz leicht erklärt werden. Seit dem 11. September befindet sich Amerika immer noch in einem Zustand blinder Wut. In Afghanistan gelang ein unglaublicher Sieg, bei dem nicht ein einziger US-Soldat zu Schaden kam. Und nun steht Amerika da, immer noch wütend und gleichzeitig siegestrunken, und weiß nicht, wen es als nächstes angreifen soll. Irak? Nordkorea? Somalia? Den Sudan?

 Präsident Bush kann in diesem historischen Augenblick offenbar nicht aufhören, weil eine so gewaltige Machtkonzentration nicht einfach beiseite gelegt werden kann. Zudem verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation, und ein gigantischer Skandal (Enron) erschüttert Washington. Die Öffentlichkeit in den USA könnte womöglich auf die Idee kommen, darüber nachzudenken. Deshalb gerät hier die israelische Führung ins Spiel und schreit von den Dächern: Iran ist der Feind! Iran muss angegriffen werden!

Blick nach Süden - US-Basen in Usbekistan, Turkmenistan, Kirgistan

Wer hat diesen Richtungswechsel bewirkt? Wann und wie wurde diese Entscheidung getroffen? Und vor allem: Wo? Selbstverständlich nicht in Jerusalem, sondern in Washington.  Doch wer sind diese Leute in den USA, die solche Signale geben? Und wo liegen ihre Interessen? Wir brauchen dazu eine Erklärung, die etwas weiter ausholt. Zu den bedeutendsten Ressourcen dieser Erde gehören die Ölfelder in der Region des Kaspischen Meeres, die mit den Vorkommen in Saudi-Arabien vergleichbar sind. Experten gehen davon aus, dass diese Ölfelder 2010 etwa 3,2 Milliarden Fass Rohöl pro Tag und zusätzlich etwa 4.850 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr liefern werden. Die Vereinigten Staaten sind entschlossen, diese Ressourcen unter ihre Kontrolle zu bringen, potenzielle Konkurrenten auszuschalten, die Region politisch und militärisch für sich zu sichern und Transportwege von den Ölfeldern zu den in Frage kommenden Häfen bereit zu stellen.

 Die derzeitige Kampagne wird von einer Fraktion aus der Öl-Wirtschaft angeführt, zu der die Bush-Familie gehört. Zusammen mit der Rüstungsfirmen hat es diese Gruppierung geschafft, sowohl Bush senior als auch seinen Sohn wählen zu lassen. Bush junior ist als Präsident eine einfache Person, seine Gedankenwelt scheint seicht und seine Ankündigungen wirken primitiv - die Karikatur aus einem zweitklassigen Western, gut für die Massen. Aber die Leute, die hinter ihm stehen, sind durchaus sehr fähig. Sie sind es, die in den USA die Administration führen.

Der Anschlag auf die Zwillingstürme von New York hat ihren Job sehr viel leichter gemacht. Würde ich an Verschwörungstheorien glauben, wäre bin Laden für mich ein amerikanischer Agent. Denn Bushs "Krieg gegen den Terror" ist ein perfekter Hintergrund für eine Kampagne, die von den Leuten hinter ihm geplant wurde und wird. Denn gedeckt durch den Krieg in Afghanistan hat Amerika inzwischen die weitreichende Kontrolle über jene drei islamischen Nationen bekommen, die in der Nähe der kaspischen Ölfelder liegen: Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan. Die ganze Region ist jetzt unter amerikanischer Herrschaft, sowohl politisch als auch militärisch. Alle potenziellen Konkurrenten, Russland und China eingeschlossen, sind beiseite gedrängt worden.

 Bereits seit längerer Zeit haben die Amerikaner unter sich darüber diskutiert, welche Routen für das kaspische Öl am besten geeignet sind. Routen, die unter russischem Einfluss stehen, kommen selbstverständlich nicht in Frage. Die tödliche britisch-russische Konkurrenz des 19. Jahrhunderts, die man später das Große Spiel nannte, wiederholt sich, diesmal allerdings zwischen Amerika und Russland.

Bis vor kurzem schien eine westliche Route, die zum Schwarzen Meer und durch die Türkei führt, am besten geeignet, aber die Amerikaner trauten ihr nicht. Russland war viel zu nah. Die bessere Trasse führt daher nach Süden, zum Indischen Ozean. Natürlich wurde zunächst nicht der Weg über den von "islamischen Fanatikern" regierten Iran in Erwägung gezogen. So blieb aus amerikanischer Sicht nur eine Alternative: Vom Kaspischen Meer durch Afghanistan und den westlichen Teil Pakistans zum Indischen Ozean. Zu diesem Zweck hatten die Amerikaner geheime Verhandlungen mit dem Taleban-Regime geführt. Ohne Erfolg. Dann begann der "Krieg gegen den Terror", die Vereinigten Staaten eroberten Afghanistan und setzten ihre Protegés als Regierung ein. Wenn man sich nun auf der Landkarte die Positionen der großen US-Militärbasen anschaut, die für den Krieg geschaffen wurden, dann nimmt man erstaunt zur Kenntnis: sie liegen genau auf der geplanten Pipeline-Route zum Indischen Ozean.

Osama bin Laden - entweder im Iran oder bei der Hizbollah im Libanon?

Das wäre nun eigentlich das Ende der Geschichte - aber der Hunger wächst beim Essen. Aus ihrer Erfahrung in Afghanistan haben die Amerikaner zwei Lehren gezogen: Erstens kann jedes beliebige Land mit technisch ausgefeilten Waffen in die Knie gezwungen werden, ohne einen einzigen Soldaten zu opfern. Und zweitens ist man in der Lage, mit militärischer Macht und Geld überall dort, wo sie es sich anbietet, abhängige Regierungen zu installieren. So wurde in Washington eine neue Idee geboren: Warum eine unnötig lange Pipeline um den Iran herum verlegen, wenn doch auch eine viel kürzere mitten durch Iran denkbar ist? Man muss doch eigentlich nur das Ayatollah-Regime beseitigen und eine neue pro-amerikanische Regierung einsetzen.

In der Vergangenheit schien das unmöglich. Aber jetzt, nach der Episode Afghanistan? Alles, was für einen Angriff auf den Iran noch fehlt, das sind eine entsprechend gefärbte öffentliche Meinung und die Unterstützung durch den Kongress. Genau dafür braucht man die guten Dienste Israels mit seinem Einfluss auf Capitol und Medien.

 So weisen israelische Generäle tagtäglich darauf hin, dass der Iran Massenvernichtungswaffen produziert und den jüdischen Staat mit einem zweiten Holocaust bedroht. Sharon erklärt, die iranische Schiffslieferung entlarve Arafat als Teil der iranischen Verschwörung. Peres verkündet sogar, iranische Raketen seien eine Bedrohung für die ganze Welt. Jeden Tag erzählt irgendeine israelische Zeitung ihren Lesern, bin Laden sei entweder im Iran oder unter dem Schutz der Hizbollah im Libanon. Ein sehr einfacher Deal: Ihr besorgt mir die Unterstützung des Kongresses und der Medien, und ich liefere euch die Palästinenser auf einem silbernen Tablett.

 All dies würde nicht passieren, wenn Amerika immer noch von den Verbündeten in Europa und der arabischen Welt abhängig wäre. Doch Afghanistan hat ihnen gezeigt, dass sie niemanden mehr an ihrer Seite brauchen. Sie können den bemitleidenswerten arabischen Regimes, die ständig um Geld betteln, ins Gesicht spucken. Auch Europa sieht sich mit Nicht-Beachtung bedacht. Wer braucht noch die Hilfe Großbritanniens und Deutschlands, wenn Amerika allein mächtiger ist als alle anderen zusammen?

 Für Sharon ist die Idee einer amerikanisch-israelischen Kooperation gegen den Iran nicht neu. 1981, als er gerade zum Verteidigungsminister ernannt worden war, offerierte er dem Pentagon einen kühnen Plan an: Im Falle eines Sturzes von Ayatollah Khomeini würde die israelische Armee sofort Iran besetzen, um die UdSSR außen vor zu halten und den nachrückenden Amerikanern das Land zu übergeben. Zu diesem Zweck hätte das Pentagon vorsorglich die modernsten Waffen unter eigener Regie in Israel bereithalten müssen, damit sie für diese Operation schnell zur Verfügung standen. Damals konnte Washington dieser Idee nichts abgewinnen.

 Übersetzung aus dem Englischen: Hans Thie

The Great Game

Some weeks ago, something curious happened: Israel discovered that Iran is the Great Satan. It happened quite suddenly. There was no prior sensational news, no new discovery. As if by the order of a drill-sergeant, the whole Israeli phalanx changed direction. All the politicians, all the generals, all the enlisted media, with the usual complement of professors-for-hire, - all of them discovered overnight that Iran is the immediate, real and terrible danger.

By wondrous coincidence, at exactly the same moment a ship was captured that, allegedly, carried Iranian arms to Arafat. And in Washington Shimon Peres, a man for all seasons and the servant of all masters, accosted every passing diplomat and told him stories about thousands of Iranian missiles that have been given to the Hizbullah. Yes, yes, Hizbullah (included by President Bush in the list of “terrorist organizations”) is receiving horrible arms from Iran (included by President Bush in the “Axis of Evil”) in order to threaten Israel, the darling of the Congress.

Does this sound mad? Not at all. There is method in this madness.

On the face of it, the matter is easy to explain. America is still in a state of fury after the Twin-Towers outrage. It has won a amazing victory in Afghanistan, hardly sacrificing a single American soldier. Now it stands, furious and drunk with victory, and does not know who to attack next. Iraq? North Korea? Somalia? The Sudan?

President Bush cannot stop now, because such an immense concentration of might cannot be laid off. The more so, as Bin-Laden has not been killed. The economic situation has deteriorated, a giant scandal (Enron) is rocking Washington. The American public should not be left to ponder on this.

So here comes the Israeli leadership and shouts from the roof-tops: Iran is the enemy! Iran must be attacked!

Who has made that decision? When? How? And most importantly – Where? Clearly not in Jerusalem, but in Washington DC. An important component of the US administration has given Israel a sign: Start a massive political offensive in order to pressure the Congress, the media and American public opinion.

Who are these people? And what is their interest? A wider explanation is needed.

The most coveted resource on earth is the giant oil-field in the Caspian Sea region, that competes in scale with the riches of Saudi Arabia. In 2010 it is expected to yield 3.2 billion barrels of crude oil per day, in addition to 4850 billion cubic feet of natural gas per year.

The United States is determined (a) to take possession of it, (b) to eliminate all potential competitors, (c) to safeguard the area politically and militarily, and (d) to clear a way from the oil-fields to the open sea.

This campaign is being led by a group of oil people, to which the Bush family belongs. Together with the arms industry, this group got both George Bush senior and George Bush junior elected. The President is a simple person, his mental world is shallow and his pronouncements are primitive, bordering on caricature, like a second-rate Western. That is good for the masses. But his handlers are very sophisticated people indeed. It’s they who guide the administration.

The Twin Towers outrage made their job much easier. Osama Bin Laden did not comprehend that his actions serve American interests. If I were a believer in Conspiracy Theory, I would think that Bin Laden is an American agent. Not being one, I can only wonder at the coincidence.

Bush’s “War on Terrorism” constitutes a perfect pretext for the campaign planned by his handlers. Under the cover of this war, America has taken total control over the three small Muslim nations near the oil reserves: Turkmenistan, Uzbekistan and Kyrgyzstan. The whole region is now completely under American political-military domination. All potential competitors – including Russia and China – have been pushed out.

For a long time, the Americans have been arguing among themselves about the best route for piping this oil to the open sea. Routes that may be under Russian influence have been eliminated. The 19th century, deadly British-Russian competition, then called the “Great Game”, is still going on between America and Russia.

Until recently, the western route, leading to the Black Sea and Turkey, seemed most feasible, but the Americans did not like it very much, to say the least. Russia is much too near.

The best route leads south, to the Indian Ocean. Iran was not even considered, since it is governed by Islamic fanatics. So there remained the alternative route: from the Caspian Sea, through Afghanistan and the western part of Pakistan (called Beluchistan), to the Indian Ocean. To this end, the Americans conducted, ever so quietly, negotiations with the Taliban regime. They bore no fruit. Then the “War on Terrorism” was started, the US conquered all of Afghanistan and installed their agents as the new government. The Pakistani dictator, too, was bent to the American will.

If one looks at the map of the big American bases created for the war, one is struck by the fact that they are completely identical to the route of the projected oil pipeline to the Indian Ocean.

That would have been the end of the story, but the appetite grows with the eating. The Americans drew two lessons from the Afghani experience: (a) that every country can be subdued by sophisticated bombs, without putting any soldiers in harm’s way, and (b) that by military might and money America can install client governments anywhere.

And so a new idea came up in Washington: Why lay a long pipeline around Iran (through Turkmenistan, Afghanistan and Pakistan) if one can lay a much shorter pipeline through Iran itself? One has only to topple the Ayatullah regime and install a new pro-American government. In the past, that seemed impossible. Now, after the Afghani episode, it looks eminently practicable. One has only to prepare American public opinion and to acquire the support of the congress for an attack on Iran.

 For this, Israel’s good services are needed. It has an enormous influence in the Congress and the media. It works like this: Israeli generals declare every day that Iran is producing weapons of mass-destruction and threatens the Jewish State with a second Holocaust. Sharon announces that the capture of the Iranian arms-ship proves Arafat is a part of the Iranian conspiracy. Peres tells everybody that Iranian missiles threaten the whole world. Every day some newspaper tells its readers that Bin Laden is in Iran or with the Hizbullah in Lebanon.

President Bush knows how to reward those who serve him well. Sharon got a free hand to oppress the Palestinians, imprison Arafat,   assassinate militants and enlarge the settlements. It’s a simple deal: You deliver the support of the Congress and the media, I deliver the Palestinians on a platter.

     This could not happen if America was still in need of allies in Europe and the Arab world. But in Afghanistan, the Americans learned that they don’t need anybody anymore. They can spit in the eyes of the pitiful Arab regimes, that are always begging for money, and disregard Europe altogether. Who needs the negligible armies of Britain and Germany, when America alone is mightier then all the armies of the world combined?

The idea of American-Israeli cooperation against Iran is not new for Sharon. On the contrary, in 1981, when he was just appointed Minister of Defense, he offered the Pentagon a daring plan: in the event of Khomeini’s demise, the Israeli army would immediately occupy Iran, in order to forestall the Soviet Union. The IDF would turn the country over to the slow-moving Americans, once they arrived. For this purpose, the Pentagon would stockpile in advance the most sophisticated arms in Israel, under American control, to be used in this operation.

The Pentagon did not accept the idea at that time. Now, the cooperation is being established against a different background.

What conclusions should we draw from all this?

First of all, that we shall be located on the frontline of this coming war. Beyond the exchange of curses between the “two Persian Chiefs-of-Staff” (as the joke goes in Israeli command circles, alluding to the fact that Shaul Mofaz was born in Iran), an Iranian reaction to an American assault may hurt us grievously. There are missiles. There are chemical and biological weapons.

Second, that those of us who desire an Israeli-Palestinian peace cannot rely on America. Now everything depends on us alone, the Israelis and the Palestinians.

Our blood is more precious than Caspian Sea oil. At least to us.

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haGalil onLine 08-02-2002

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