Offener Brief an den Außenminister der
Bundesrepublik Deutschland, Herrn J. Fischer
Das Auswärtige Amt
11013 Berlin
Sehr geehrter Herr Fischer,
bei Ihrem letzten Besuch im Nahen Osten sagten Sie, dass Sie einen
Schlüssel suchen um den Konflikt zu entschärfen.
Dieser Schlüssel befindet sich aber weder bei Herrn Sharon noch bei Herrn
Arafat. Er liegt in den Händen von 500.000 palästinensischen
Jugendlichen, die sich von der Welt verlassen und von den Regierungen
der arabischen Welt verraten fühlen und keine Zukunft für sich sehen;
die keiner haben will und denen keiner helfen will.
Ein fruchtbarer Nährboden für den Terror.
Für sie ist der Tod besser als das Leben; ein Ende mit Schrecken besser
als ein Schrecken ohne Ende, und so greifen sie zur letzten Waffe: dem
Selbstmord. Unterstützt werden sie von den Islamisten, die auch vor
nicht-konventionellen Waffen nicht zurückschrecken werden.
Im Nahen Osten helfen weder Schuldzuweisungen noch Erklärungen; auch die
Diplomatie hat ausgespielt.
Was die Jugend braucht, ist Hilfe, und zwar so massiv wie nur möglich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Deutschland den Marshall-Plan, und
Palästina braucht heute einen „Fischer-Plan“ um seine Wirtschaft wieder
aufzubauen.
Eine Milliarde Euro würden für den Anfang genügen. Eine Milliarde Euro für
Schulen und Industrie, aber unter Aufsicht einer Kommission. Eine
Milliarde Euro unter der Bedingung, dass es keinen Terror mehr geben
wird.
Warum wenden wir uns gerade an Sie? Weil glücklicherweise gerade Sie der
Außenminister Deutschlands sind und weil Deutschland endlich seine
Mitverantwortung an der Entstehung der palästinensischen Tragödie
anerkennen muss.
Für weitere Diskussionen stehen wir Ihnen gerne zu Verfügung.
Dr. Eli Erich Lasch M.D., MPH, FRS
(Früherer israelischer Gesundheitsdirektor
des Gazastreifens und des Sinais, 1973-1985)
David Gall
(Herausgeber haGalil onLine)
08-03-2002
haGalil onLine 10-03-2002 |